Dienstag, 26. August 2008

Erfahrungsbericht: Baufinanzierungsberatung

Baufinanzierungsberatung im Test: Ein Erfahrungsbericht

Immer wieder liest man von der schlechten Beratungsqualität bei Baufinanzierungen bei regionalen Banken und Sparkassen. Zahlreiche Tests, zuletzt 2002 von der Stiftung Finanztest, haben vielen Anbietern bereits die Note befriedigend bis mangelhaft erteilt. Nachdem die letzten Urteile bereits einige Zeit her sind, wollten wir überprüfen, ob sich die Qualität der Beratungen, bzw. auch die Angebote mittlerweile verbessert haben. Wir haben zum einen selbst und zum anderen durch Kunden testen lassen, wie die Beratung im einzelnen mittlerweile aussieht.

Hier unser, nicht repräsentativer, Erfahrungsbericht:

Das Ergebnis ist erschütternd. Wir wollen die fachliche Kompetenz der Berater hier einmal außen vor lassen und gehen nur auf die Beratung an sich ein, da wir den Beratern klare Vorgaben gemacht haben, die zu erfüllen waren.

Die Frage war: Können regionale Anbieter mit den Angeboten von Online-Anbietern mithalten?

Als wir und auch unsere Probanden diese Frage den Bankmitarbeitern stellten, bekamen wir zu unserer Überraschung einhellig diese Antwort: "Wir werden nahezu jedes Angebot der Online-Banken mitgehen, bzw. sogar schlagen." Diese Antwort überraschte uns jedoch sehr. Umso mehr waren wir auf die Angebote selbst gespannt. Wir überließen den Bankangestellten sogar unsere bereits verbindlichen Vergleichsangebote der Online-Banken, um Ihnen die Arbeit zu erleichtern.

Die Vorgaben waren:
  • Neubau eines Einfamilienhauses
  • Zinsbindung 15 Jahre
  • monatliche Rate bis 2.000 Euro
  • Verkehrswert 380.000 Euro
  • Eigenkapital 20.000 Euro
  • Finanzierungssumme 360.000 Euro
  • Einbindung von KfW-Mitteln (Wohneigentumsprogramm; KfW-60)
Das Erfreuliche zuerst: Alle Angebote waren korrekt und enthielten die geforderten KfW-Darlehen. Dies hat sich scheinbar seit dem letzten großen Test verbessert. Die Bankangestellten wissen mittlerweile, was die KfW ist. Auch die Berechnung deren Zinsen war korrekt.

Was danach kam, spottete allerdings jedweder Beschreibung. Die Angebote waren allesamt deutlich ( durchschnittlich 0,70 %) schlechter, als unsere bereits vorhandenen Angebote. Wo waren also die uns versprochenen unschlagbaren Angebote?
Auf unsere Nachfrage und Hinweise auf die vorher vollmundigen Versprechungen, besserte man nach. Am Ende waren die Angebote aber trotzdem noch durchschnittlich 0,50 % schlechter, als die Angebote der Online-Banken. Daraufhin kam die Wunderwaffe auf den Tisch: Der vorfinanzierte Bausparvertrag. Als wir auch darauf nicht eingingen und bemerkten, dass alle Tests bewiesen, dass diese Variante doch deutlich teurer als ein normales Annuitätendarlehen sei und vor allem die monatliche Rate mit ca. 2.300 Euro unseren finanziellen Rahmen sprengt, begann das eigentliche Fiasko.

Hier einige Zusammenfassungen aus den verschiedenen Gesprächen:

Es wurde beispielsweise behauptet, Onlinebanken würden, wenn die Zinsen während der Zinsbindung steigen, die Verträge kündigen, um höhere Zinsen von den Kunden zu verlangen. Dies geschähe mit Hilfe einer sogenannten Katastrophenklausel in den Verträgen, die dies erlaube.
Die zweite, recht häufige Behauptung war, dass die Angebote von Online-Banken häufig ihre Angebote im nachhinein verschlechtern, mit der Begründung, dass die Immobilie bei genauerem Hinsehen der Überprüfung nicht standgehalten hätte. Somit müsste der Zins nach oben angepasst werden.

Da diese beiden Argumente immer wieder genannt wurden, sieht es so aus, als wenn dies ein eingeschultes Standardargument der Bankmitarbeiter ist, um den Angeboten der Online-Baufinanzierungsanbietern paroli zu bieten. Vielleicht lassen sich ja auch noch einige Kunden deshalb davon abhalten, dort ihre Finanzierungsverträge abzuschließen.
Es stellt sich jedoch die Frage, warum einige Sparkassen selbst Kunden an Online-Banken weitervermitteln.

Fazit: Die Antwort auf oben gestellte Frage, ist ganz klar, nein.
Hinzu kommt, wer solch unsinnige Behauptungen aufstellt und seine Kunden immer noch für dumm verkauft, der muss sich nicht wundern, dass immer mehr Häuslebauer und Baufinanzierungskunden zu Online-Anbietern wechseln. Zum Einen sind dort die Konditionen und zum Anderen auch die Beratungsleistung deutlich besser, als bei regionalen Anbietern.

Man kann den Mitarbeitern der Stiftung Finanztest nur sein Beileid aussprechen, die zu seiner Zeit 140 Banken getestet hatten und zum gleichen erschütternten Ergebnis kamen wie wir.
Zugegeben, unsere Tests sind nicht repräsentativ, doch wir ersparen es uns weitere "qualifizierte Baufinanzierungsberatungen" der angesprochenen Institute in Anspruch zu nehmen.

Note: MANGELHAFT

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